Mehr als 143.000 Menschen haben bei der öffentlichen Wahl mitgemacht
Pressemitteilung vom NABU NRW vom 10.10.2024
Berlin/Düsseldorf – Deutschland hat gewählt: Der Hausrotschwanz ist Vogel des Jahres 2025 und löst damit den Kiebitz ab. Bei der fünften öffentlichen Wahl vom NABU und seinem
bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), haben insgesamt 143.390 Stimmen Menschen mitgemacht – so viele wie bisher noch nie. 43.235 (30,2
Prozent) der Stimmen entfielen dabei auf den Hausrotschwanz, 40.455 (28,2 Prozent) auf die Waldohreule, 22.656 (15,8 Prozent) auf den
Schwarzspecht, 20.839 (14,5 Prozent) auf den Schwarzstorch und 16.205 (11,3 Prozent) auf den Kranich.
„Weit über 143.000 Menschen aus ganz Deutschland haben mitgemacht und ihren Favoriten unter den fünf Kandidaten gewählt. Über die hohe Beteiligung freuen wir uns sehr. Sie zeigt uns: Vögel und
die Natur bewegen die Menschen“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Martin Rümmler.
Der
Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) ist ein graziler Singvogel, der häufig in menschlichen Siedlungen unterwegs ist, weil er hier gute Bedingungen zum Brüten findet. Er ist ein echter Early
Bird – schon 70 Minuten vor Sonnenaufgang ist er aktiv und lässt seinen melodischen Gesang lautstark erklingen. Damit ist er die erste Stimme im morgendlichen Vogelkonzert. Hausrotschwänze wirken
nervös und agil, sie sitzen selten still, sondern flitzen umher, knicksen mit den Beinen und zittern mit dem Schwanz. Den Winter verbringt der Hausrotschwanz meist in Nordafrika oder dem Nahen
Osten. Einige Vögel bleiben auch den Winter über bei uns. Als Insektenfresser ist er vom Insektenrückgang durch die intensive Landwirtschaft und naturferne Gärten stark betroffen. Außerdem gehört
er zu den Gebäudebrütern, die es durch Sanierungen immer schwerer haben, Nistmöglichkeiten zu finden. Sein Wahlslogan war darum: „Mut zur Lücke!“
In NRW leben laut Biodiversitätsmonitoring des Landes Nordrhein-Westfalen 2020 rund 130.000 bis 150.000 Brutpaare. Damit zählt der Hausrotschwanz zu den bisher ungefährdeten Arten. Christian
Chwallek, Sprecher des Landesfachausschusses Ornithologie im NABU NRW: „Hausrotschwänze kommen überall in NRW vor, sind aber entsprechend ihrer Präferenz für Siedlungsräume am häufigsten in
Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet oder entlang der Rheinschiene zwischen Duisburg und Bonn, im Raum Aachen sowie in Ostwestfalen im Großraum Bielefeld zu finden.“ Da wo Nistmöglichkeiten an
Gebäuden durch Sanierung wegfallen, kann man den Frühaufsteher unter den Vögeln durch Anbringen von Nistkästen sinnvoll unterstützen. Naturnahe Gärten im Umfeld helfen beim Auffinden seiner
bevorzugten Nahrung – Insekten aller Art.
Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt.
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Wie jedes Jahr veranstaltet der Naturschutzbund sein Apfelfest rund um das Prinzenpalais im Arminiuspark in Bad Lippspringe am 3. Oktober von 10 bis 17 Uhr. Rund um das Thema Apfel hat das NABU-Team wieder ein vielfältiges Mitmachprogramm vorbereitet.
Live erlebbar ist die Herstellung von Apfelsaft bei der mobilen Saftpresse. Alle Apfelbaumbesitzer können ihr Obst zu eigenem Saft pressen lassen. Die Mostmanufaktur aus Lippe ist vor Ort, die den Saft in 5l-Boxen abfüllt. Zur Zeiteinteilung ist eine Anmeldung beim NABU erforderlich unter der Telefonnummer 05252/9380163 oder per Mail an geschaeftsstelle@nabu-prinzenpalais.de.
Dirk Tornede, Leiter des NABU Natur-Infozentrum Senne, freut sich auf viele Besucher, die den frischen Saft probieren können: „Von NABU-Streuobstwiesen im Kreis Paderborn lassen wir auch Saft pressen, der zur Verkostung und zum Kauf angeboten wird.“
Marcus Foerster, Leiter vom BNE-Regionalzentrum, bietet mit seinem Team wieder Mitmach-Aktionen für Kinder und Jugendliche: “Worum geht es? Mit dem BNE-Programm (Bildung für nachhaltige Entwicklung) möchte der NABU öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Nachhaltigkeit erreichen und Menschen zu einem nachhaltigen Handeln anregen. Spielerisch setzen sich die Teilnehmenden am Glücksrad mit der Umsetzung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen auseinander. Mit dem Bezug zu den 17 globalen Zielen für eine bessere Welt, erhalten die Teilnehmenden so die Gelegenheit ihr eigenes Engagement zu überprüfen.“
Der NABU möchte auch auf den bedrohlichen Rückgang der Insekten aufmerksam machen, denn ohne Bienen gibt es kein Obst. Jeder, der alte Handys und Tablets zu Hause noch liegen hat, kann sie inklusive Netzteil oder Ladekabel dem NABU für den Insektenschutzfonds spenden. Im Prinzenpalais steht eine Sammelbox bereit. Auch außerhalb der Öffnungszeiten können Handys in den Briefkasten am Prinzenpalais eingeworfen werden.
Die Ausstellung »Faszination Senne« kann besichtigt werden und der NABU-Shop hat für Naturfreunde ein vielfältiges Sortiment zu bieten. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt: Apfelsaft von heimischen Streuobstwiesen, Kaffee und verschiedene Apfelkuchen und regionale Speisen.
Faktencheck Artenvielfalt zeigt erstmals, wie es um die biologische Vielfalt in Deutschland steht
Pressemitteilung vom 01.10.2024
Mehr als die Hälfte der natürlichen Lebensraumtypen in Deutschland weist einen ökologisch ungünstigen Zustand auf, täglich verschwinden wertvolle Habitat-Flächen. Die Konsequenz: Populationen von
Arten schrumpfen, verarmen genetisch oder sterben aus – mit direktem Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Funktionsweise von Ökosystemen. 1/3 der Arten sind gefährdet, etwa 3 % sind bereits
ausgestorben, heißt es in einer Pressemitteilung auf der Website von FedA, der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt.
Insgesamt sind 60 % der 93 untersuchten Lebensraumtypen in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. Am schlechtesten steht es um ehemals artenreiche Äcker und Grünland, Moore, Moorwälder,
Sümpfe und Quellen. Der Faktencheck Artenvielfalt (FA) stellt nur wenige positive Entwicklungen fest, wie beispielsweise in Laubwäldern – doch diese werden akut vom Klimawandel bedroht.
10.000 Arten in Deutschland bestandsgefährdet
Von den 72.000 bekannten in Deutschland heimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten wurden bislang erst 40 % auf die Gefährdung der Population hin untersucht. Von diesen Arten ist fast 1/3
bestandsgefährdet. Bei Arten des Agrar- und Offenlandes nehme die Gefährdung zu, genauso bei anderen, vor allem artenreichen Gruppen wie Insekten, Weichtieren oder Pflanzen. „(...) Naturnahe
Lebensgemeinschaften beginnen an Arten zu verarmen. Gleichzeitig sehen wir eine beschleunigte Verschiebung hin zu neuartigen Lebensgemeinschaften mit zunehmendem Anteil gebietsfremder Arten“,
bestätigt Jori Maylin Marx, Wissenschaftlerin an der Uni Leipzig und Mitherausgeberin des FA.
Sehr wenige Daten gibt es über die Boden-Biodiversität und die Artenvielfalt in den stetig wachsenden urbanen Räumen. „Wo die Datengrundlage vorhanden ist, stellen wir ein anderes Problem fest:
Es gibt kein einheitliches, arten- und lebensraumübergreifendes System, um biologische Vielfalt zu erfassen. Das erschwert die Verknüpfung von Daten – und damit die wissenschaftliche Auswertung.
Außerdem fehlen Langzeitdokumentationen. Der Großteil der von uns ausgewerteten Zeitreihen war zu kurz, um statistisch signifikante Trends zu ergeben“, erklärt Helge Bruelheide, Professor für
Geobotanik an der Universität Halle und Mitherausgeber des FA.
Mit gezielten Maßnahmen den Biodiversitätsverlust stoppen
Klar belegbar ist: Der Verlust von Lebensräumen und die Intensivierung der Nutzung von Kulturlandschaften haben den stärksten negativen Effekt auf die biologische Vielfalt. Auch erste
Auswirkungen des Klimawandels werden sichtbar. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat negative Effekte in fast allen Lebensräumen, nicht nur im Agrar- und Offenland, und bietet damit den
größten Hebel für biodiversitätsschützende Ansätze. Der FA zeigt aber auch positive Entwicklungen einiger Artengruppen und Lebensräume, zum Beispiel durch die Verbesserung der Wasserqualität
unserer Flüsse und die Förderung natürlicher Strukturelemente in Wäldern und in der Agrarlandschaft. „Das zeigt, dass wir mit gezielten Maßnahmen den Biodiversitätsverlust stoppen können,“
erklärt Nina Farwig, Professorin an der Uni Marburg und FA-Mitherausgeberin. „Für eine echte Trendwende müssen wir die Natur verstärkt wiederherstellen. Vor allem aber müssen wir lernen, mit der
Natur zu wirtschaften – nicht gegen sie. (…) Vor allem müssen neue biodiversitätsbasierte Landnutzungssysteme entwickelt werden. Moderne Technologien können hierbei helfen“.
Rechtliche und förderpolitische Instrumente der Naturschutzpolitik sind unzureichend umgesetzt oder vollzogen, oft durch eine fehlende Abstimmung mit anderen Nutzungsinteressen, kritisiert der
FA. Eine größere Verbindlichkeit könnte der Biodiversitätsschutz auch dadurch erhalten, wenn er an höherrangige Rechte geknüpft würde, beispielsweise in Form eines Menschenrechts auf gesunde
Umwelt oder eines grundgesetzlich gewährleisteten Eigenrechts der Natur.
Biologische Vielfalt zahlt sich aus
Biologisch vielfältige Ökosysteme sind leistungsfähiger und stabiler. Sie versorgen Menschen mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen, halten die Nährstoffkreisläufe aufrecht, schützen das Klima und
halten das Wasser in der Landschaft. „Der Erhalt der Biodiversität sichert unser Wohlergehen, aber auch das Wirtschaften. Schützen wir die biologische Vielfalt, schützen wir also uns selbst“,
erklärt Volker Mosbrugger, Sprecher der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA), in der das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Faktencheck Artenvielfalt gefördert
hat.
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In der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wissenschaftliche Projekte zur
Analyse der Biodiversität in Deutschland sowie zur Entwicklung und Umsetzung innovativer, effektiver Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der biologischen Vielfalt. Derzeit gehören 39
Projekte zur FEdA. Die Initiative unterstützt dabei im Sinne einer „transformativen“ Wissenschaft den zielgerichteten Austausch zwischen Forschung, Politik, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft,
Naturschutz und Zivilgesellschaft.
Die mobile Saftpresse der Mostmanufaktur ist am 3. Oktober wieder beim Apfelfest am Prinzenpalais in Bad Lippspringe. Direkt vor Ort können alle Apfelbaumbesitzer ihr Obst zu eigenen Saft pressen lassen. Der Saft wird in 5l-Boxen abfüllt. Karton-Boxen vom Vorjahr können mitgebracht werden. Zur Zeiteinteilung ist eine Anmeldung beim NABU unter der Telefonnummer 05252/9380163 oder per Mail an geschaeftsstelle@nabu-prinzenpalais.deerforderlich.
Im Eggegebirge bei Lichtenau finden sich Reste alter Moorlandschaften. Torfgeprägte Lebensräume bedecken heute nur noch sehr kleine Flächen in der Landschaft. Die Bedeutung für den Erhalt gefährdeter Pflanzen und Tiere und für den Klimaschutz ist umso höher. Die Entstehung dieser Lebensräume, ihre Nutzung und die Bemühung zum Schutz stehen im Mittelpunkt einer Exkursion, zu der der NABU Paderborn am Freitag, 20. September, einlädt. Christian Finke, Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne, erläutert die Pflanzen- und Tierwelt der Moore und mit welchen Maßnahmen versucht wurde, die Moore wiederzuvernässen. Treffpunkt für die zweistündige Führung ist der Parkplatz an der Kreisstraße von Lichtenau nach Willebadessen um 15 Uhr.
Ein Nachbericht zur geführten Wanderung „Herbst in der Feldflur“
Unter Leitung von Diplom-Forstwirt Herbert Gruber führte die NABU-Gruppe Bad Lippspringe / Marienloh
am Samstag, 07. September, eine Wanderung zum Thema „Herbst in der Feldflur“ durch.
Hier ein kleiner Rückblick auf die Wanderung, an der zehn Natur-Interessierte teilnahmen und dabei so einiges über spätblühende Gewächse am Rande der Felder und der Straßen erfuhren.
Während der Wanderung wurden auch Einblicke in das traditionelle Krautbundbinden gegeben, das der Heimatverein Bad Lippspringe stets Mitte August (zu Maria Himmelfahrt) als Veranstaltung
anbietet.
Wer sich dafür interessiert, kann auf der Internetseite des Heimatvereins Bad Lippspringe unter den Terminen stöbern.
Hausrotschwanz, Kranich, Schwarzspecht, Schwarzstorch und Waldohreule: Fünf tolle Vögel stellen sich bis zum 10. Oktober zur Wahl – und bringen jeweils eigene Forderungen mit. Vielfalt, freie Flüsse, Klimaschutz, mehr Natur und auch mal eine (Bau-)Lücke wagen, all das fordern unsere Kandidaten. Damit geht es bei unserer Wahl um echten Natur- und Klimaschutz, der in der Politik viel zu oft hintenangestellt wird. Machen Sie jetzt mit und setzen Sie ein Zeichen für den Vogel, der Ihnen am Herzen liegt …
Wahlforderung des Schwarzstorch: Freiheit für Flüsse!
Tief im Wald versteckt bin ich zuhause. In meinem schwarzen Gewand fühle ich mich wohl im Schatten dichter Kronendächer. Hier baue ich still und leise meine Kinderstube. Ich bin ein Leisetreter, doch für meinen Lebensraum werde ich laut. Mein Magen knurrt. Früher boten Bäche und Flüsse ein reich gedecktes Buffet.
Durch dichtes Uferdickicht schritt ich sicher und lauschte dem Bachgeflüster. Auch in Waldtümpeln und Sümpfen angelte ich Fische, stocherte nach Wasserinsekten und schnappte mir einen Frosch. Heute fließt kaum ein Bach oder Fluss mehr frei. Die Ufer sind kahl und verbaut, das Wasser trüb und leblos.
Stimme für mich, wenn du für natürliche Gewässer bist!
Wahlforderung der Waldohreule: Ohren auf, Natur an!
Hu, huu – ich bin eine Grenzgängerin zwischen Wald und offener Landschaft. Tagsüber schlafe ich in Bäumen, nachts jage ich in Feld und Flur. Ich mag fließende Übergänge, statt harte Kontraste, denn Zwischenräume schaffen Vielfalt. Mein Problem: Maisacker und Rapsfeld auf der einen, junger Einheitsforst auf der anderen Seite.
Nach meinen Jagdflügen über leergeräumte und gespritzte Felder und Wiesen plagt mich der Hunger. Weit und breit keine Maus in Sicht. Am Feldrand finde ich noch nicht einmal einen einzelnen Schlafbaum oder Strauch. Daher kämpfe ich für Feldgehölze und pestizidfreies Grünland.
Stimme für mich, wenn du für eine naturverträgliche Landwirtschaft bist!
Wahlforderung des Hausrotschwanz: Mut zur Lücke!
Tagchen, ich bin dein heimlicher Untermieter. Man sieht meinen feuerroten Schwanz, wenn ich in Häuserschluchten die Kurve kratze. Warum ich nonstop am Beinknicksen bin? Nun, das ist nur ein charmant-nervöser Tick. Gern suche ich deine Nähe. Ein Mauerwinkel, ein Hohlraum oder Dachvorsprung – mehr brauche ich nicht.
Energiesparende Wärmedämmungen, Sanierungen und Neubauten finde ich super – doch bitte mauere mein Nest nicht ein. Lasst mir, den Spatzen und Co. einen kleinen Wohnraum. Mut zur Lücke! Auch das Stadtgrün weicht Asphalt oder wird totgepflegt. In den Gärten gibt’s nur kurzgeschorenen Rasen statt Blumenwiese als Insektenbuffet.
Stimme für mich, wenn du für gefiederte Nachbarn und mehr Stadtnatur bist!
Wahlforderung des Schwarzspechts: Trommeln für Vielfalt!
Trommelwirbel – hier kommt ein begnadeter Architekt des Waldes, ein absoluter Crack im Zimmern von Baumhöhlen. Mit 17 hämmernden Beats pro Sekunde schlage ich meinen Schnabel in dicke Baumstämme – ganz ohne Kopfschmerzen. Ich bin ein genialer Dickschädel mit Meißelwerkzeug, der es häuslich mag und an seine Nachmieter denkt.
Für mehr als 50 Arten schaffe ich Wohnraum und sorge so für Vielfalt im Wald. Doch fehlen mir Grundstücke und Baustoffe, denn Wildnis hat wenig Platz und Bäume dürfen nicht alt werden. Stattdessen: monotone Baumplantagen, Kahlschlag, ausgeräumte und geschädigte Forste. Gib wilden Wäldern eine Stimme.
Stimme für mich, wenn du für mehr ungestörte Natur und Naturwald bist!
Wahlforderung des Kranich: Flieg in den Süden!
„Gru, gru – mit Trompetenklang kehre ich zu dir in den Norden zurück. Nach meinem Wintertrip freue ich mich auf feuchtfröhliche Tanzpartys, dröhnende Balzduette und pitschepatschenasse Füße. An Seen, Mooren, Sümpfen und Flussauen raste ich. Hier ist mein Bodennest sicher.
Doch was ich auf meinem Zug sehe, macht mir Sorgen: Unsere blauen Lebensadern versiegen. Warum trockengelegte Moore, versiegelte Flächen und Flüsse? Sie speichern Wasser und schützen vor Hochwasser. Schon jetzt hinterlässt die Klimakrise staubtrockenen Boden. Und sie zwingt mich zu einem früheren Zug. Grabe mir nicht das Wasser ab! Wähle mich, wenn du für einen sorgsamen Umgang mit Wasser und für natürlichen Klimaschutz bist!“
Stimme für mich, wenn du Zugvögel willkommen heißt!
Bildautoren:
Hausrotschwanz: Dennis Lorenz/BIA; Kranich: Mario Suarez Porras/BIA; Schwarzspecht: Christoph Bosch; Waldohreule: Ondrej Prosicky/BIA; Schwarzstorch: Mathias
Schäf.
NABU:
Beobachtungen online melden / Offizielle Stellen untersuchen tote Amseln
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Düsseldorf – Das Usutu-Virus führt bei Vögeln, vorwiegend bei Amseln, zu einer meist tödlich verlaufenden Erkrankung. Auch in NRW erreichen den NABU aktuell vermehrt Anfragen von Menschen, die
sich um offensichtlich kranke Amseln sorgen. Bislang ist NRW weniger stark betroffen. „Die meisten Fälle werden derzeit in Niedersachsen verzeichnet“, berichtet Christian Chwallek, Sprecher des
Landesfachausschusses Ornithologie im NABU Nordrhein-Westfalen. „Zuletzt haben die hochsommerlichen Temperaturen die Vermehrung der Stechmücken, die das Virus übertragen, stark begünstigt.“
Symptome und Entwicklung
Betroffene Vögel – meist Amseln – haben zerzaustes Gefieder, flüchten nicht mehr und wirken apathisch. Erkrankte Vögel sterben meist innerhalb weniger Tage. Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente
oder eine Impfung gibt es nicht. Hitze und Feuchtigkeit begünstigen die Verbreitung des erstmals 1959 in Südafrika nachgewiesenen Virus.
Über 1.500 Meldungen von Usutu-Verdachtsfällen sind 2024 bundesweit beim NABU eingegangen, die meisten davon im Juli und August. In NRW wurden bisher über 400 Verdachtsfälle mit toten und kranken
Amseln gemeldet, „(...) aber die Saison beginnt gerade erst, weshalb wir noch mit deutlich mehr Meldungen bis Mitte September rechnen“, so der NABU-Vogelexperte. Mit zunehmend kühleren
Temperaturen würde die Infektionswelle dann wieder abebben.
Mithelfen!
Um die Ausbreitung des Virus wissenschaftlich auswerten zu können, bittet der NABU um Mithilfe: „Erkrankte oder verendete Vögel kann man über ein Online-Formular melden, tote Tiere zur Untersuchung an das Bernhard-Nocht-Institut für
Tropenmedizin (BNIT) in Hamburg oder nach Rücksprache an Veterinäruntersuchungsämter senden. NABU-Einrichtungen haben keine Möglichkeit, die Vögel zu untersuchen. Deshalb ist es wichtig, dass sie
direkt ans BNIT oder an die Ämter gehen. Wer tote Tiere einschickt, sollte die Anleitung genau beachten, Handschuhe tragen, die Hände waschen und desinfizieren und für den Versand Kühl-Akkus
beilegen“, so Chwallek weiter.
Intakte Lebensräume helfen der Vogelwelt
Es gibt keine Möglichkeit, infizierten Vögeln zu helfen. „Allerdings können wir die Vogelwelt unterstützen, indem wir Gärten naturnah gestalten und intakte Lebensräume erhalten oder
wiederherstellen. So können wir vielen Vogelarten bessere Lebensbedingungen bieten – eine zentrale Voraussetzung für möglichst hohen Bruterfolg“, ergänzt die NABU-Landesvorsitzende, Dr. Heide
Naderer. „Und der wiederum ist wichtig, um Bestandseinbrüche, wie sie etwa Usutu bei Amseln verursacht, in den Folgejahren zu kompensieren.“
Mehr Infos und Meldeportal: www.nabu.de/usutu-melden
Die NABU-Gruppe Bad Lippspringe/Marienloh lädt ein
zur naturkundlichen Wanderung "Herbst in der Feldflur" mit Dipl. Forstw. Herbert Gruber. 🌻🍂
Im Spätsommer und Herbst schmücken sich die Feldgehölze mit allerlei bunten Früchten und locken damit viele Vögel an. Auch die Winterschläfer wie Haselmaus und Siebenschläfer sind auf diesen
Ernte-Segen angewiesen und fressen sich einen Winterspeck an. Manche Beeren und manches Wildobst ist auch für Menschen genießbar. Eine Rund-Tour durch die Feldmark am Hühnerberg vor dem Forstgut
Heimat zeigt den hohen, ökologischen Wert der Feldgehölze und erklärt die noch blühenden Sommer- und Herbstblumen (circa 5 km).
Termin: Samstag, 7. September, 13:30 Uhr
Treffpunkt: Parkplatz vor dem Spielplatz am Dedinghauser Heidesee,
Anfahrt von der Bonhofferstraße
Dauer: circa 1,5 - 2 Stunden
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die Teilnahmegebühr ist kostenlos.
E-Mail-Kontakt: nabugruppebali@gmail.com
Die NABU-Gruppe Bad Lippspringe/Marienloh lädt herzlich zu den Treffen ein.
Sie finden jeden 2. Donnerstag im Monat um 18:00 Uhr, im Prinzenpalais in Bad Lippspringe statt.
(Arminiuspark 11, 33175 Bad Lippspringe)
An die 35 Personen konnten bei angenehm sonnigen Wetter die schöne, kleine Natur-Oase rund um den Haverkampsee und durch den Osterholzer Bruch genießen.
Libellen und Schmetterlinge wollten sich nicht in großer Vielzahl zeigen, dafür war die Führung mit Herbert Gruber sehr informativ. 🐸🐞🦗🐝🌿🐾
Fotos: Chris und Brigitte Moore, NABU-Gruppe Bad Lippspringe
Ob Vorgarten, kleiner Garten hinterm Haus, Gemeinschafts- oder Schrebergarten – unsere Gärten sind wichtige Lebensräume für Schmetterlinge und haben daher auch erhöhte Aufmerksamkeit verdient. Diese Gärten für Schmetterlinge zeichnen wir mit unserer Plakette aus.
Heimische Wildpflanzen
Mit einer Auswahl heimischer Wildpflanzen im Garten sorgen Sie für Raupenfutterpflanzen und nektarliefernde Blüten: Wilder Majoran, Taubenskabiose oder Blutweiderich sind nur wenige der
zahlreichen Beispiele für heimische Wildblumen, die den Faltern in der Kräuterspirale, dem Staudenbeet oder am Gartenteich reichlich Nahrung liefern. Während die Falter meist unterschiedliche
Pflanzen zur Nektaraufnahme nutzen können, sind die Raupen in Bezug auf Ihre Futterpflanze wählerischer: Häufig sind es nur wenige Pflanzenarten, die hierfür in Frage kommen. Wer aber bei der
Auswahl von Bäumen, Hecken und Sträuchern auf heimische Pflanzen wie Salweide, Schlehe oder Brombeere setzt, kann damit einer Reihe von Schmetterlingen Raupenfutter und Nektar anbieten.
Giftfrei und ohne Torf
Im Schmetterlingsgarten wird gänzlich auf den Einsatz von Gift verzichtet, sowohl Herbizide als auch Insektizide sind tödlich für Schmetterlinge. Auch auf torffreie Erde sollte stets beim Kauf
neuer Erde geachtet werden. Durch den Einsatz von Torf in Blumenerde werden Moore weltweit immer weiter abgebaut, was sich neagtiv auf das Klima und die hier vorkommenden Arten auswirkt.
Infoheft Schmetterlingsfreundliche Gärten
Wilde Ecken sind wertvoll
Lassen Sie an ungenutzten Stellen wachsen und blühen, was sich von allein ansiedelt. Pflanzen wie Natternkopf, verschiedene Kleesorten, Gräser und Disteln sind wertvolle Raupenfutterpflanzen und
Nektarquellen für die Falter. Oft haben Schmetterlinge in unseren aufgeräumten Gärten nicht mehr die nötige Ruhe für Ihre Entwicklungs- phasen: Abgeblühte Pflanzenteile werden schnell
geschnitten, Gräser werden immer kurz gehalten - auf diese Weise stören wir mitunter verpuppte Falter, die ein paar Wochen Zeit zur Entwicklung benötigen. In einer wilden Ecke hat der
Schmetterling genug Zeit für seine Entwicklung.
Bewerbungsformulare
Wenn ihr Garten schmetterlingsfreundlich ist, füllen Sie bitte die Formulare aus und senden Sie dieses per Post oder E-Mail an uns. Sie erhalten von uns eine Nachricht, wenn Ihre Bewerbung bei uns eingegangen ist.
Nutzungsrechte der Daten für Erwachsene
Nutzungsrechte der Daten für Minderjährige
Ganzjähriges Blütenangebot
Ein ganzjähriges Blütenangebot, vom Frühjahr bis in den Herbst, ist für Schmetterlinge sehr wichtig. Frühe Falter wie der Zitronenfalter oder das Tagpfauenauge brauchen dringend frühblühende
Arten wie die Salweide. Aber auch späte Nektarquellen im Herbst, sollten im Garten nicht fehlen. Für Wanderfalter sind Spätblüher wie Efeu, oft die letzte Nahrungsquelle vor dem Flug in den
Süden. Mit einer großen Pflanzenvielfalt im Garten, erreicht man diesen Aspekt meist von ganz allein.
Überwinterungsplätze
Wer den Garten im Herbst nicht zu sehr aufräumt bietet Schmetterlingen auch die Möglichkeit hier zu überwintern: Das Herbstlaub kann ruhig über den Winter liegen bleiben und abgeblühte Stauden,
Sträucher und Hecken sollten erst im Frühjahr geschnitten werden. Je nach Art überwintern Schmetterlinge als Ei, Raupe, Puppe oder Larve im Boden, im Laub, in Baumhöhlen oder, wie etwa der
Zitronenfalter, auch im Freien sitzend an einem Blatt. Wer also im Garten Mut zur Unordnung im Garten zeigt, tut Schmetterlingen und anderen Tieren damit einen großen Gefallen.
Lichtfallen für Insekten vermeiden
Auch in der Dunkelheit sind Schmetterlinge unterwegs – Sie werden gemeinhin als Nachtfalter bezeichnet. Gemeinsam mit Milliarden anderer nachtaktiver Insekten fallen viele Nachtfalter der
Anziehungskraft künstlichen Lichts an Gebäuden zum Opfer. Durch die künstlichen Lichtquellen verlieren sie ihre Orientierung, sie umkreisen dieses Licht und sterben letztendlich an Erschöpfung
oder verbrennen an den Birnen. Auf Gartenbeleuchtung sollte daher nach Möglichkeit gänzlich verzichtet werden und wenn dann sollte sie nur bei Bedarf an Gehwegen eingeschaltet werden.
Nur halb so viele Falter wie im Vorjahr gemeldet | Leichte Erholung bei Tagpfauenauge und Landkärtchen
Update: Ergebnisse der NABU-Falterzählaktion in NRW vom 26.07.2024
Düsseldorf – Zum neunten Mal in Folge hatte der NABU NRW vom 15. Juni bis zum 15. Juli zur landesweiten Schmetterlings-Zählaktion aufgerufen. Im Fokus des vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW geförderten Projektes „Mehr Platz für Falter - Jetzt wird´s bunt!“ standen zwölf Tag- und sechs Nachtfalterarten. Viel Regen ließ die Meldungen bereits in der ersten Halbzeit stark einbrechen. Immer wieder kam die Rückfrage, wo denn die ganzen Schmetterlinge wären. In der wechselhafteren zweiten Halbzeit der Zählaktion nahmen die Beobachtungen zwar etwas zu, kommen aber, trotz regerer Teilnahme, nicht an die Ergebnisse, von 2023 heran. Insgesamt sind rund 10.000 Beobachtungen beim NABU NRW eingegangen, nur wenig mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr.
Die Ergebnisse im Detail
Den ersten Platz belegen erneut wenig überraschend die Weißlinge mit rund 1.500 Meldungen. Auf Platz 2 folgt das Tagpfauenauge mit 1300 Meldungen. Damit wurde es im Verhältnis zum Vorjahr fast doppelt so häufig gezählt. Platz 3 belegt mit knapp 1.000 Beobachtungen der Admiral, Platz 4 das Große Ochsenauge (670). Platz 5 und 6 teilen sich das Landkärtchen und der Zitronenfalter mit jeweils rund 290 Meldungen. Der Schornsteinfeger und die Gruppe der Dickkopffalter liegen knapp dahinter mit je rund 270 Meldungen. Zu den weiteren noch häufiger gesichteten Tagfaltern gehören der C-Falter (195), der kleine Fuchs (110), die Gruppe der Bläulinge (100) und weit abgeschlagen der Distelfalter (45). Auch unter den sechs zur Beobachtung vorgeschlagenen Nachtfalter-Arten zeichnet sich ein schlechtes Zählbild ab. Hier liegt die Gammaeule wie im Vorjahr auf Platz 1, weist aber lediglich 86 Zählungen (2023: 460) auf. Auch das Taubenschwänzchen kommt auf dem zweiten Platz mit 61 Beobachtungen nicht an das Vorjahresergebnis (410) heran. Gleiches gilt für den Weißen Schwarzaderspanner mit 27 Meldungen (2023: 170). Der Ockergelbe Blattspanner (25), das Sechsfleck-Widderchen (17) und der Ampferspanner (5) gehören ebenfalls zu den gezählten Nachtfaltern.
"Außerordentlich schlechtes Schmetterlingsjahr" - Daten geben Anlass zur Sorge
„2023 war bereits ein außerordentlich schlechtes Schmetterlingsjahr. Dieses Jahr schließt daran nahtlos an“, kommentiert Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte des NABU NRW die Ergebnisse. Der schon lange zu beobachtende Artenschwund wie auch der Rückgang der Individuenzahlen innerhalb einer Art sind vor allem der massiven Belastung der Kulturlandschaft durch Überdüngung und Pestizideinsatz geschuldet. So machen Fachleute die zunehmende Kontamination von Naturschutzgebieten mit Pestiziden wie dem Fungizid Fluopyram, das sich offenbar immer weiter im Boden anreichere und höchstwahrscheinlich auch insektizid wirke, verantwortlich für einen Teil des zu verzeichnenden Falterschwundes. Verstärkt wird diese Entwicklung nun noch durch die Auswirkungen des Klimawandels. So verträgt der in den 1990ern noch häufigen Schornsteinfeger Sommerhitze und Trockenheit schlecht“, erklärt Jelinek. Im Gegensatz dazu kann die teilweise langanhaltende, feuchte Witterung dieses Jahres vermutlich den Melderückgang der Bläulinge erklären, da diese Artengruppe anfälliger auf solche Bedingungen reagiert. Landkärtchen und Tagpfauenaugen scheinen sich dagegen etwas zu erholen. Jelinek: „Vermutlich konnten sie im vergangenen Jahr davon profitieren, dass ihre Raupenfutterpflanze, die Brennnessel, nicht vertrocknet ist.“
Äußerst positiv sei aber das Engagement und das Interesse vieler Bürger:innen für den Insektenschutz und das naturnahe Gärtnern vor der eigenen Haustüre zu bewerten. „Auch wenn es gerade in der ersten Hälfte nicht viel zu zählen gab, haben sich zahlreiche Menschen beteiligt und informiert. Es gab viele Nachfragen über das beobachtete Fehlen der Falter und wie man ihnen folglich helfen könnte“, so Sarah Fontane, naturschutzfachliche Leiterin des Schmetterlingsprojektes. Tipps und Anregungen für eine schmetterlingsfreundliche Gartengestaltung hat der NABU für alle Interessierten auf der Projekt-Internetseite unter www.platzfuerfalter.de zusammengestellt.
Die Meldungen der Schmetterlingszählaktion gingen über den NABU NRW und über die Onlineplattform des Kooperationspartners naturgucker.de ein. Wer in diesem Sommer weiterhin Schmetterlinge melden möchte, kann dies gerne über folgenden Link tun: http://www.naturgucker.de/
Viele heimische Wildpflanzen, die in freier Natur wachsen, sind essbar, sehr schmackhaft und manche haben sogar heilende Wirkstoffe.
Mit unserem Genussweg wild & lecker wollen wir Ihnen Köstlichkeiten aus der Natur vorstellen, die Sie für ein neues Geschmackserlebnis mit in Ihren Speiseplan einbauen und für Ihre
Gesundheit nutzen können.
Der Genussweg besteht aus einem 1,5 Kilometer langen Rundweg, der durch den Arminius- und den Jordanpark im Zentrum von Bad Lippspringe führt. An insgesamt 14 Stationen erfahren Sie, welche
Pflanzen essbar sind und welche Bedeutungen ihnen beigemessen werden.
Essbare Wildpflanzen sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und deutlich nahrhafter als unsere Kulturpflanzen. Natürlich gibt es auch unbekömmliche oder auch giftige Wildpflanzen. Deshalb achten Sie auf die Hinweise, wann und welche Pflanzenteile nutzbar sind oder mit welchen giftigen Pflanzen sie verwechselt werden können. In der passenden Dosis wirken aber selbst die giftigen Inhaltsstoffe einer Heilpflanze als Medizin.
Sie haben Fragen zum Genussweg?
Dann melden Sie sich gern beim NABU Natur-Infozentrum Senne
Ihr Ansprechpartner: Dirk Tornede
Tel.: 05252 - 9 38 01 63 // E-Mail: tornede@nabu-prinzenpalais.de
NABU NRW ruft auf: Noch bis zum 19. Juli ein starkes Zeichen für den Naturschutz setzen und für einen Nationalpark Reichswald stimmen!______________________________________________________________
Düsseldorf – Die Landesregierung hatte im September 2023 angekündigt, einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen auszuweisen. Seitdem schreitet der Prozess nur schleppend voran. Die Egge
wurde als möglicher zweiter Nationalpark in den Kreisen Höxter und Paderborn bereits abgelehnt. Aktuell ist der Reichswald im Kreis Kleve der letzte verbliebene Kandidat. Um die Umsetzung des
Nationalparks am Niederrhein voranzutreiben, wurde auch hier ein Bürgerbegehren gestartet. Die NABU-Landesvorsitzende, Dr. Heide Naderer, ruft nun alle Bürger*innen im Kreis auf, das
Bürgerbegehren der Initiative Internationalpark Reichswald zu unterstützen und noch bis zum 19. Juli pro Nationalpark in der Region zu stimmen.
„Nationalparke sind ein zentrales Instrument zum Erhalt der Natur, der Artenvielfalt und unserer aller Lebensgrundlagen. Das Thema geht uns alle an und wir alle müssen uns dazu positionieren“, so
Naderer weiter. Deswegen rufe der NABU NRW die Bürger*innen im Kreis Kleve dazu auf, sich aktiv für die Einrichtung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen auszusprechen, insbesondere
für den Nationalpark Reichswald. Denn Nationalparke leisten einen wertvollen Beitrag zur natürlichen Wildnisentwicklung und damit zum Schutz der Biodiversität. „Es ist höchste Zeit, dass wir
handeln, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen zu erhalten und ein unmissverständliches Zeichen für deren Schutz zu setzen“, erklärte Naderer.
Die Initiative Internationalpark Reichswald ist ein Bündnis von Heimat- und Naturschutzvereinen und Bürger*innen beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze, die sich für einen
grenzüberschreitenden Nationalpark im Bereich „Reichswald – Koningsven – Mookerheide“ einsetzen. Für ein erfolgreiches Bürgerbegehren müssen nun zunächst 12.000 Unterschriften gesammelt werden.
Teilnahmeberechtigt sind alle zu Kommunalwahlen im Kreis Kleve wahlberechtigten Personen ab 16 Jahren.
Und so kann man bis zum 19. Juli noch unterschreiben:
1. Unterschriftenliste ausdrucken und mit einer und evtl. weiteren Unterschrift(en) noch bis zum 19. Juli an die Initiative Internationalpark Reichswald schicken. Die Liste kann auf der Seite der
Initiative heruntergeladen werden: https://nationalpark-reichswald.de/wp-content/uploads/2024/04/240417-Nationalpark-Buergerbegehr.pdf
2. An vielen Stellen im Kreis Kleve sind weiterhin Unterschriftensammler*innen unterwegs und freuen sich über jede geleistet Unterschrift.
3. Auch die NABU-Naturschutzstation Niederrhein (Kleve-Rindern) und die Geschäftsstelle des NABU-Kreisverbandes Kleve in Geldern haben Unterschriftenlisten vor Ort. Zum Unterschreiben vorbeigehen
oder ausgefüllte Listen hier abgeben.
Für alle, die sich weiter informieren wollen, gibt es die Website zur Initiative
Nationalpark Reichswald. Hier geht es um Hintergründe, Argumente und Erklärungen, was ein Nationalpark für Natur und Menschen in unserer Region bedeuten würde.
Hier geht's zum Video "Ja! Zum Nationalpark ...
Pressemitteilung NABU NRW vom 17.06.2024
Düsseldorf – Auch im Kreis Paderborn haben sich Bürgerinnen und Bürger gegen einen Nationalpark in der Egge entschieden. „Das ist ein schwarzer Tag für den Naturschutz in Nordrhein-Westfalen, denn es wurde eine große Chance vertan, eine wichtige Weiche für den Erhalt und Schutz unserer biologischen Vielfalt im bevölkerungsreichsten Bundesland zu stellen“, erklärte Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU Nordrhein-Westfalen.
„Doch das entscheidende falsche Signal wurde bereits vor Monaten auf Landesebene gesetzt: Statt wichtige und zu schützende Naturbereiche landesplanerisch vorzusehen, wie es bei anderen Themen von „überragendem öffentlichen Interesse“ der Fall ist, hat die Landesregierung von Anfang an, diese Entscheidung ausschließlich regionalen und lokalen Interessen überlassen. Die Grünen in der Regierungsverantwortung in NRW haben bis heute nicht verstanden, dass der notwendige Schutz der Natur keine Hobbyaktivität ist und sich nicht auf Vogelbeobachtung reduzieren lässt. Was für eine Enttäuschung, so wenig Rückhalt für den Schutz der Biodiversität in der Landesregierung zu haben“, so die NABU-Landeschefin weiter.
Der NABU NRW erwarte, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung die Umsetzung des im Rahmen der nationalen Biodiversitätsstrategie 2020 festgelegten Ziels von zwei Prozent Wildnisfläche nun zügig vorantreibe. Denn Wildnisgebiete umfassen bis heute bundesweit knapp 0,6 Prozent der Landesfläche, in Nordrhein-Westfalen sind es mit der Kern- und Entwicklungszone des Nationalpark Eifel gerade einmal 0,28 Prozent. Die Umwandlung eines wesentlichen Anteils der Staatswaldflächen in Wildnisgebiete wäre da ein herausragender Schritt zu mehr Biodiversitätsschutz im Land. Abzüglich der Flächen des Nationalparks Eifel gilt es ein Defizit von knapp 60.000 Hektar an Wildnisgebieten zu auszugleichen, um das zwei Prozent Ziel zu erreichen. Es bleibt also noch einiges zu tun.
Einen Hoffnungsschimmer für mehr Naturschutz gibt es aktuell auf EU-Ebene: Hier haben die EU-Mitgliedsstaaten heute im Umweltrat dem EU-Renaturierungsgesetz zugestimmt. Damit ist der Weg frei für ein weltweit einmaliges Gesetz zur Wiederherstellung der natürlichen Lebensgrundlagen. Dazu braucht es in Deutschland eine ambitionierte Umsetzung auf nationaler Ebene und folgend in den Bundesländern. Naderer: „Und dann ist auch NRW wieder gefordert. Es wäre klüger gewesen, die schwarz-grüne Landesregierung hätte das Thema Nationalpark als parteiübergreifendes Projekt im überragenden öffentlichen Interesse vertreten und hätte damit politische Weitsicht bewiesen.“
Pressemitteilung des NABU Paderborn
Bad Lippspringe, 17.06.2024
Der NABU Paderborn bedauert, dass der Bürgerentscheid, mit dem im Kreis Paderborn eine Bewerbung für die Einrichtung des zweiten NRW-Nationalparks in der Egge erreicht werden sollte, erfolglos
war. „Es ist uns nicht gelungen, der breiten Bevölkerung klarzumachen, dass Naturschutz wichtiger ist als die Wahrung von Einzelinteressen der Forst- und Landwirtschaft“, so der 1. Vorsitzende
Otmar Lüke.
„Aber das ist für uns Naturschützer, die sich in den vergangenen Monaten zu einem breiten Bündnis zusammengefunden haben, ein wichtiger Anreiz, weiterzumachen.“
Es gehe nämlich um nichts weniger als den Erhalt der Artenvielfalt für die kommenden Generationen, der nicht aus dem Blick verloren werden dürfe. „Dafür werden wir uns weiterhin stark machen und
die Politik beim Wort nehmen“, betont Lüke und erinnert daran, dass die Christdemokraten mit dem Slogan ‚Ja zum Naturschutz - Nein zum Nationalpark“ auf Stimmenfang gegangen sind. „Wir erwarten
künftig von der CDU die deutliche Unterstützung von Natur- und Artenschutzprojekten, wir erwarten ein deutliches ‚Nein‘ zum Thema Windkraft in der Egge. Wir fordern, dass die CDU sich dafür
ausspricht, sämtliche Wälder, die im Eigentum der öffentlichen Hand sind, streng nach ökologischen Prinzipen zu bewirtschaften“, fordert Otmar Lüke. „Wenn sich die CDU im Verlauf des
Bürgerentscheides als Naturschutzpartei gerierte, dann muss sie auch Taten folgen lassen.“
Als ersten nimmt der NABU Paderborn da Landrat Christoph Rüther in die Pflicht. „Er muss sich dafür stark machen, damit der Naturpark, den er nach eigenen Angaben mit einem „Plus“ versehen will,
nicht nur eine touristische Einheit bleibt, sondern ein effektives Naturschutzkonzept erhält“, verlangt der NABU Paderborn.
14.06.2024
Die Stimmen sind gezählt und leider gab es im Kreis Höxter keine Mehrheit für den strengen Naturschutz durch einen Nationalpark.
Was heißt das nun? Die Flächen der Nationalpark-Kulisse, die sich im Kreisgebiet Höxter befinden, sind damit nicht mehr Teil des möglichen Nationalparks Egge.🌱
Das ist zu respektieren! In einer lebendigen Demokratie ist es die Aufgabe aller, auch ohne Mehrheit das Votum zu respektieren und zu unterstützen. Dieses Bewusstsein war seit Beginn des
Bürgerbegehrens im vergangenen Oktober 2023 bei allen Beteiligten vorhanden. 🤝
Wir blicken gespannt auf den Kreis Paderborn: Ob der Nationalpark Egge - auf einer kleineren Fläche - noch eine Chance hat, wird sich in der nächsten Woche entscheiden. 🌱
Wir sind dennoch überwältigt vom Engagement, das so viele für den Schutz unserer Natur und den Nationalpark gezeigt haben. Euer Einsatz war inspirierend! 💚
Ein **riesengroßes Dankeschön** an alle, die sich für den Nationalpark eingesetzt haben – beim Unterschriften sammeln, Informieren, Diskutieren und Argumentieren. Es war uns eine
Ehre, mit euch zusammenzuarbeiten! 🌟
Darüber hinaus möchten wir unseren aufrichtigen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung Höxter aussprechen, die das Bürgerbegehren und den Bürgerentscheid mit der
Stimmauszählung begleitet und unterstützt haben.
Ein Nachbericht von Frederick Lüke
Paderborn. Was würden wohl die tierischen Bewohner der Egge sagen, wenn man sie fragte, ob sie sich einen Nationalpark wünschen? Bei der Inszenierung der „Pressekonferenz der Tiere“ beim Familienfest des Bündnisses „Wildschön. Ja! zum Nationalpark Egge“ gab es klare Antworten. Prominente Gäste dieser Veranstaltung waren unter anderem Umweltminister Oliver Krischer und seine einstige Amtsvorgängerin Bärbel Höhn (beide BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN).
Wildkatze (Antje Huißmann), Haselmaus (Valerie Geritzen), Feuersalamander (Dr. Tom Steinlein), Schwarzstorch (Dr. Günter Bockwinkel), Mittelspecht (Gritli Noack-Füller), Schwarzspecht (Ralf Liebelt), Ästiger Stachelbart (Prof. Bernd Gerken) und Schwammwald (Karsten Otte) lieferten der Moderatorin Tanja Busse sehr klare Antworten. Sie hielten sehr wenig davon, wie der Mensch mit ihrem Lebensraum umgeht, ihnen mit schweren Maschinen das Leben schwer macht und auch den Wald als Wasserspeicher seiner Funktion beraubt. Elektronisch zugeschaltet war der Arzt und Moderator Eckhard von Hirschhausen als Höhlenkäfer, der ebenfalls die Bedeutung der Egge als Nationalpark betonte. Das Orchester des Wandels mit dem Waldhorn-Quartett der Bielefelder Symphoniker und Leonore von Falkenhausen, Gesangsdozentin an der Musikhochschule Detmold und Intendantin des internationales Stimmenfestivals VOICES sang gemeinsam mit den Besucher:innen.
Oliver Krischer und Bärbel Höhn brachen in aller Deutlichkeit eine Lanze für den Nationalpark Egge. Nie war die Chance besser, betonten beide. Kämpferisch machte Krischer erneut klar, dass die Verhinderer dieses Großschutzgebietes mit falschen Argumenten arbeiten: Weder gibt es Pufferzonen, noch entstehen neue Kosten oder Betretungsverbote.
Der Familientag vor der Paderhalle neben dem Maspernplatz erwies sich als eine gute Gelegenheit, mit den Besucher:innen ins Gespräch zu kommen. Knapp tausend Gäste schauten im Laufe des Samstagnachmittags vorbei und ließen die schöne Stimmung auf sich wirken. Dafür sorgen die Stände von BUND, NABU, Greenpeace, Parents for Future, der Umwelt-Bildungs-Initiative OWL, der Künstler:innen Manfred Webel und Laura Schlütz und der Grünen Jugend, die ganz viel Natur zum Anfassen, zum Erleben und zur künstlerischen Umsetzung anboten. Abgerundet wurde das starke Gesamtbild vom Stelzenläufer Oliver Kessler, der als Ed Wood einen riesigen Baum verkörperte und die Aufmerksamkeit auf sich zog.
Ein besonderer Clou fand indes bereits am Vormittag statt: Künstlerin Simone Beckmann fuhr auf einem als Forelle umgestalteten Scooter gemeinsam mit in weiß gewandeten Ukrainer:innen durch die Innenstadt, gefolgt von Christian Schulte als Neptun. Ihre Botschaft war klar: Ein Nationalpark Egge sorgt in seiner Funktion als Schwammwald für ausreichend und sauberes Wasser. Die Ankunft der Gruppe auf dem Gelände läutete das Familienfest ein – und sorgte von Anbeginn für eine gesellige Atmosphäre.
Seid dabei, wenn wir gemeinsam das Familienfest für den Nationalpark feiern!
Freut euch auf den Baum-Mann "Ed Wood" und viele andere tolle Aktionen am Samstag in Paderborn!
Wann: 01.06.2024, 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Wo: Paderhalle, Paderborn
Von Juni bis Oktober das heimliche Leben der Bilche beobachten
Düsseldorf/Leverkusen – Es ist wieder so weit: Die Leverkusener Siebenschläfer sind aus sieben Monaten Winterschlaf erwacht und das bundesweit einzigartige Siebenschläfer-TV des Leverkusener NABU ist wieder online. Ab dem 1. Juni kann weltweit jede:jeder online das muntere Treiben der wildlebenden Bilche in ihren Nisthilfen unter https://nabu-leverkusen.de/siebenschlaefer/ verfolgen. Die Deutsche Postcode Lotterie als langjähriger Partner des Projektes ermöglicht erneut dessen Durchführung.
Rückblickend gewährte die Webcam wieder spannende Einblicke in das vergangene Siebenschläferjahr: So wurden in zwei Nistkästen Anfang August insgesamt 13 Junge geboren. „Eine große Anzahl, was auf eine gute Futtersituation schließen lässt“, so Regine Kossler, Koordinatorin des Leverkusener Siebenschläferprojektes. Einmalig war zudem die Beobachtung wie eine Siebenschläfermutter mit ihren sieben circa drei Tage alten Jungen in einen der Nistkästen einzog. Kossler: “Die Leichtgewichte, die bei der Geburt gerade einmal fünf Gramm auf die Waage bringen, wurden mit sicherem Griff am Genick in den Kasten getragen. Dennoch ein nicht ganz einfaches Unterfangen."
Die Internet-Nutzer:innen konnten die Entwicklung des Nachwuchses von den nur bohnengroßen Jungen zu quirligen und neugierigen „Teenagern“ in sehr guter Qualität beobachten. Lediglich an kühlen Tagen und nachts gab es Einschränkungen – wenn die Mütter auf Nahrungssuche gingen, deckten sie die Jungen meist mit Blättern zu, damit sie nicht auskühlten. Insgesamt wurde das „Siebenschläfer-TV“ im vergangenen Jahr über 236.000 Mal angeklickt. Kossler: “Damit ist die Webcam des NABU Leverkusen wieder die bestbesuchte Tier-Webcam Deutschlands. Aber nicht nur hier wird die Webcam intensiv genutzt, insgesamt gibt es Freunde unseres Siebenschläfer-TVs in mehr als 60 Ländern.“
Über alle Ereignisse bei den Siebenschläfern und Details über die Bedeutung der Artenvielfalt für unsere Ökosysteme und unsere Zukunft informiert der NABU Leverkusen über seine Homepage sowie die Facebookpräsenz des Siebenschläfer-Projektes. Dort finden sich auch Mitmachaktionen mit reizvollen Aufgaben und attraktiven Gewinnen.
Beobachtet werden können die Siebenschläfer über die Webcam des NABU Leverkusen unter https://nrw.nabu.de/wir-ueber-uns/infothek/webcam/index.html oder direkt über die Projektseite https://nabu-leverkusen.de/siebenschlaefer/. Hier sind auch viele Highlights der vergangenen Jahre zu finden.
Und wer ganz schnell über das aktuelle Geschehen informiert werden möchte, kann dies über die öffentliche Facebook Gruppe https://www.facebook.com/familiesiebenschlaefer/ sicherstellen.
Kontakt:
Regine Kossler, Projektkoordinatorin NABU-Siebenschläferprojekt
Tel: 0151- 56 105 099
E-Mail: regine.kossler@nabu-leverkusen.de
22. Mai 2024
Kreis Paderborn: Mit Entsetzen haben wir erfahren, dass die Stadt Bad Lippspringe im Böcksgrund den Bau von fünf Windkraftwerken genehmigen will. Ist den Verantwortlichen nicht bekannt, dass es sich hier um einen Hotspot der Vogelvielfalt handelt, also einen Ort, der sich durch eine beeindruckende Zahl an Vogelarten auszeichnet?
Dieses Tal unterhalb von Hindahls Kreuz/Eiserner Herrgott ist eine der wichtigsten Ost-West-Zugstrecken im Eggegebirge und Teutoburger Wald. Das betroffene Gebiet ist darüber hinaus Brutgebiet für zahlreiche seltene und gefährdete Vogelarten. Der von der Stadt Bad Lippspringe in Auftrag gegebene Umweltbericht weist im Gebiet um den Böcksgrund u.a. windkraftsensible Arten wie Rotmilan, Wachtelkönig, Uhu und Baumfalke als Brutvögel aus. Sein besonderes wertbestimmendes Merkmal hat der Böcksgrund als regelmäßiges Überwinterungsgebiet für von in Deutschland vom Aussterben bedrohte Arten wie Kornweihen - von denen es nur noch acht (!) Brutpaare in Deutschland gibt - sowie Raubwürger und Sumpfohreulen. Er ist weiterhin wichtiger Trittstein für 30 Zugvogelarten. Die geplanten Windkraftanlagen würden das Aus für den Hotspot Böcksgrund bedeuten.
Der Umweltbericht nennt auch die gravierenden Umweltschäden durch einen Bau der Windkraftanlagen, wie Planierung und Verdichtung des Bodens, Zubetonierung, Verlust von Lebensraum, getötete Vögel und Fledermäuse durch die Rotorblätter, Verlust von Biodiversität, negative Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, Beeinträchtigung der menschlichen Erholung. Die Verfasser wischen aber sogleich alles vom Tisch mit dem Argument, dass die Erzeugung regenerativer Energie wichtiger sei als Biodiversität und Artenschutz. Der Rat der Stadt Bad Lippspringe will leider in seiner Entscheidung diesem Bericht folgen.
NABU und Naturwissenschaftlicher Verein sind wohlgemerkt nicht gegen einen Ausbau der Windenergie, dieser muss aber nachhaltig sein und nicht nur dem Profit von Investoren dienen. Im Fall
Böcksgrund steht ein Energiegewinn durch die Windkraft in keinem Verhältnis zu den Schäden an Natur und Umwelt.
Wir fordern den Stadtrat auf, die Windkraftpläne aufzugeben und sich stattdessen dafür einzusetzen, dass der Böcksgrund Teil eines Natura-2000-Vogelschutzgebietes wird.
Otmar Lüke, NABU-Kreisverband Paderborn, Erster Vorsitzender
Reinhard Schäck, Naturwissenschaftlicher Verein Paderborn, Erster Vorsitzender
Ergebnisse der Vogelzählung "Stunde der Gartenvögel" 2024
Berlin/Düsseldorf – Bestes Frühlingswetter lockte am langen Wochenende vom 09. bis 12. Mai zum Vögelzählen in Gärten, Parks und auf den Balkon. Mehr als 58.000 Menschen haben an der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ teilgenommen und über 1,2 Millionen Vögel gemeldet. Jetzt liegen die Ergebnisse von Deutschlands größter Citizen-Science-Aktion vor, die bereits zum 20. Mal vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV organisiert wurde. Auf Platz 1 der am häufigsten gesichteten Vögel landete – wie fast immer – der Haussperling, gefolgt von Amsel, Kohlmeise und Star.
In NRW beteiligten sich dieses Jahr mehr als 10.800 Menschen und meldeten über 225.000 Vögel aus den nordrhein-westfälischen Gärten und Parks. Abweichend zum bundesweiten Ergebnis kämpfte sich in NRW die Kohlmeise auf Platz 2 vor Amsel und Blaumeise, die allgemeinen Trends sind aber vergleichbar.
„Das überdurchschnittlich warme Frühjahr hat sich offenbar in der Vogelwelt bemerkbar gemacht, indem einige Arten früher zurückgekehrt oder mit der Brut gestartet sind“, sagt Lukas Stemper, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW. Daran habe auch der kurze Kälteeinbruch im April nichts geändert. So wurde beispielsweise der Zilpzalp landesweit um 13 Prozent häufiger gesichtet als im Vorjahr. „Als Mittel- und Kurzstreckenzieher ist er, wie auch einige andere Arten, etwas früher aus seinem Winterquartier zurück nach Deutschland gekommen.“
Ein weiterer Profiteur des milden Winters könnte der Zaunkönig sein. Er wurde in NRW um sechs Prozent häufiger gemeldet als im Vorjahr. Die Art sei anfällig für lange Kälteperioden, die es im vergangenen Winter nicht gegeben habe. Das könne laut Stemper die Population in Deutschland gestärkt haben.
Weniger gute Nachrichten gibt es von den Insektenfressern zu vermelden. Mehlschwalbe (minus 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und Rauchschwalbe (minus 18 Prozent) stürzen nahezu ab. Das könnte vor allem mit dem winterlichen Intermezzo während der Zugrückkehr im April zu tun haben. In NRW blieben die Meldungen der beiden Insektenfresser in NRW – anders als auf Bundesebene – auf dem bekannten niedrigen Niveau des Vorjahres. Bei den Mauerseglern gibt es dagegen bundesweit ein leichtes Plus von fünf Prozent bei den Sichtungen, in NRW stieg die Zahl der Beobachtung um satte 17 Prozent an. Damit pendeln sich die diesjährigen Beobachtungen in den recht stabilen Trend der letzten Zählaktionen ein.
„Wenn wir aber auf die vergangenen 20 Jahre zurückschauen, sehen wir, dass auch bei den Mauerseglern der Trend eher nach unten geht“, so Stemper. „Unsere Zählungen sind Momentaufnahmen. Erst die Kontinuität über Jahre gibt uns ein realistisches Bild von der Bestandsentwicklung der Arten.“ Diese Trends haben die Ornithologen des NABU zum 20. Geburtstag der Vogelzählung für die 18 häufigsten Gartenvögel zusammengestellt. So nahmen beispielsweise die Sichtungen bundesweit bei Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube zu, während sie bei Grünfink, Amsel und Hausrotschwanz immer weiter abnahmen. Stemper: „Unsere Zahlen zeigen, dass typische Waldvögel wie Buntspecht, Eichelhäher und Ringeltaube in den vergangenen 20 Jahren den Siedlungsraum erobert haben, weil sie hier offenbar in Gärten und Parks ein gutes Nahrungsangebot und sichere Bedingungen vorfinden.“ Die starken Rückgänge bei den insektenfressenden und gebäudebrütenden Arten dürften eine Folge des Insektensterbens sowie von fehlenden Nistmöglichkeiten sein.
Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12. Januar 2025 statt.
6. Mai 2024
Das Frühlingsfest am Sonntag den 5. Mai hatte ein breites Angebot rund um die Gesundheit, Garten und zu nachhaltigen Themen. Die zahlreichen Besucher konnten den Tag in und am Prinzenpalais sowie die Natur im Park genießen.
Es gab nachhaltige Produkte und Mitmachangebote für Groß und Klein, zahlreiche Info-Stände und vielerlei kulinarische Angebote, wie die gesunden Aufschnitte mit diversen Wildkräutern oder selbst hergestellter Honig und Marmelade von SchülerInnen der Friedrich-Spee-Gesamtschule.
Das Frühlingsfest ging einher mit der Einweihung des Genusswegs wild & lecker. Dieser ist ab jetzt den Besuchern des Arminius- und Jordanparks zugänglich und lädt auf 1,5 Kilometern dazu ein, die heimische Vielfalt essbarer Wildpflanzen zu erkunden. Eröffnet wurde der Genussweg durch den Bürgermeister Ulrich Lange und Dirk Tornede, Leiter des NABU Natur-Infozentrums Senne.
Es lohnt sich, den Weg zu unterschiedlichen Jahreszeiten zu begehen, da manche Pflanzen wie Frühblüher oder Wildfrüchte in verschiedenen Quartalen zu sehen sind. Und er soll die Besucher auch anregen, Wildpflanzen anzubauen und zu nutzen. In Maßen ist es erlaubt, Kräuter für die Eigenverwendung zu pflücken.
Der Genussweg wurde gefördert durch die
03. April 2024 - Das Aktionsbündnis „Ja! zu unserem Nationalpark Egge“ hat mit dem Bestseller-Autor und Förster Peter Wohlleben einen weiteren Unterstützer für sich gewinnen können.
„Die Erholungs- und Tourismusindustrie, die blühen auf. Ein
Nationalpark schafft Arbeitsplätze. In Euros ausgedrückt ist das ein Hochleistungsbetrieb...“ Peter
Wohlleben
→ In 16 Nationalparks - auf einer Gesamtfläche von gut einer Million Hektar - können wir in Deutschland unberührte Natur genießen. Ein so bevölkerungsreiches und großes Bundesland wie Nordrhein-Westfalen kann bisher nur mit einem einzigen ausgewiesenen Nationalpark aufwarten, dem Nationalpark Eifel. Genau das will das Aktionsbündnis „Ja! zu unserem Nationalpark Egge“ ändern. Die Kreise Höxter, Lippe und Paderborn sammelten dafür bereits über 20.000 Unterschriften, deutlich mehr als für das Einreichen der beiden Bürgerbegehren erforderlich war.
Im Gespräch mit Bestseller-Autor und Diplom-Forstingenieur Peter Wohlleben / Das Interview führte Martina Vogt für den NABU Paderborn
Vogt: Schön, dass Sie sich Zeit für unser Vorhaben, der Ausweisung eines zweiten Nationalparks in NRW, nehmen, Herr Wohlleben. Ich bin neugierig… Waren Sie heute Morgen eigentlich schon im Wald?
Wohlleben: (lacht) Ja, natürlich. Mein Forsthaus steht ja mitten im Wald (oberhalb vom Ahrtal) und wenn ich einen Fuß vor die Tür setze, bin ich direkt im Wald.
Vogt: Sie Glücklicher! Naherholung direkt vor Ihrer Nase. Das wollen wir in Ostwestfalen auch. Unser Anliegen ist ein zweiter Nationalpark für NRW, in der Egge. Sie sind ebenfalls für einen Nationalpark in der Egge und ich würde gern wissen, warum?
Wohlleben: Also erst einmal ist es grundsätzlich schön, dass Nordrhein-Westfalen einen zweiten Nationalpark will. Davon können sich einige Bundesländer eine Scheibe abschneiden, zumal NRW trotzdem einen recht geringen Waldanteil hat und viel Bevölkerung. Die meisten Menschen vergessen, dass Nationalpark, also „Park“, nicht gleich „Ausschluss von Menschen“ bedeutet - sogar ganz im Gegenteil! Das Erholungsbedürfnis (Einwohner pro Quadratkilometer) ist in NRW besonders hoch. Allein von dieser Warte betrachtet, ist ein zweiter Nationalpark dringend geboten. Ich persönlich schaue natürlich auch aus der Naturschutz-Perspektive auf den Nationalpark. Die Politik hat auch ein internationales Ziel vereinbart: innerhalb von 6 Jahren 10% der bundesdeutschen Fläche unter Prozessschutz zu stellen. Beim Nationalpark sind nur 75% der Fläche gefordert, unter Prozessschutz zu stellen, aber wir haben ein 10 %-iges Ziel für Deutschland insgesamt unterzeichnet. Wir, damit meine ich Steffi Lemke (Die Grünen) im Zusammenhang mit dem Montreal-Abkommen von Dezember 2022.
Aktuell gibt es nur 0,6% Wildnisgebiete in Deutschland, das heißt, wir müssen es fast verzwanzigfachen. Im internationalen Vergleich ist Deutschland auf dem drittletzten Platz in der EU, was Schutzgebiete anbelangt. Wir haben also dringend Nachhol- und Aufholbedarf!
Im Egge-Gebiet haben wir einen großen Teil schöner Laubwälder und eine sehr facettenreiche Natur, also ein sehr gut geeignetes Gebiet – und dabei handelt es sich ausschließlich um Staatswaldanteile. Lange Rede, kurzer Sinn: Ein zweiter Nationalpark in NRW ist das Beste, was wir momentan umsetzen können, und wir sollten das sofort tun!
Vogt: Ich frage mich, weshalb gibt es so viel Aufregung rund um das Thema Nationalpark Egge?
Wohlleben: Wo die Aufregung herkommt, ist klar. Wir sehen das bei allen Nationalparks in Deutschland, dass Interessengruppen aus dem Hintergrund die Aufregung schüren. Es ist gar nicht „die Bevölkerung“ und auch nicht „die ortsansässige Bevölkerung“, vielmehr sind es Holznutzungsgruppen, die oft grade auf dem Land, obwohl es eine Minderheit ist, den Ton angeben. Das haben wir überall, auch hier beim Nationalpark Egge, dass diese kleine Gruppe Forst-Holz-Jagd die Diskussion bestimmt und gezielt schürt.
Fakt ist: Den Menschen wird durch das Ausweisen eines Nationalparks nichts weggenommen. Die Gegnerinnen und Gegner haben völlig verkannt, dass es in Zukunft gar nicht um Holz geht. Es geht um unsere Zukunft und schlicht und ergreifend ums Überleben. Intakte Wälder kühlen die Landschaft, sorgen für die Wasserkreisläufe und -neubildung. Sobald der Herbstregen einsetzt, vergessen wir das häufig. Und dann kommt immer nur noch eins: „Wir wollen Brennholz, Bauholz, brauchen, brauchen, brauchen.“ Aber das Wichtigste, was wir brauchen, ist Wasser. Wälder sorgen für gutes Wasser in der Landschaft. Und es ist beschämend, wenn wir nun in diese ethisch-moralische Schiene kommen, wie wenig wir insgesamt als Gesellschaft anderen Lebewesen übriglassen und vergessen, dass das unser Ökosystem ist, ohne das wir hier alle nicht überleben können.
Wenn wir dafür einen so kleinen Teil reservieren wollen und selbst dann noch einige Gegner laut werden ... Dieses Verhalten ist letztendlich schädlich für die Allgemeinheit, das muss man einmal ganz klar sagen. Selbst wenn wir unsere internationalen Ziele einhalten, bedeutet das, dass wir den größten Teil der Fläche weiter bewirtschaften. Es geht nur darum, einen klitzekleinen Teil der Fläche endlich anderen Lebewesen zu überlassen – und wir Menschen können dieses Areal trotzdem weiter nutzen …
Vogt: Wir reden ja immer noch von Staatswaldflächen im geplanten Nationalpark-Gebiet Egge. Was genau gilt in einem öffentlichen Wald?
Wohlleben: Nun, das Bundesverfassungsgericht hat schon mehrmals darauf hingewiesen, dass bei einem öffentlichen Wald - und hier handelt es sich um Staatswald - die Holzerzeugung gar nicht im Vordergrund stehen darf. Das gilt generell für den gesamten Staatswald. Schutz und Erholung haben Vorrang und hier könnte man jetzt endlich genau diesen Schritt machen. Auf den Gesamtstaatswald bezogen ist das immer noch keine riesige Fläche. Wenn wir den Gesamtwald, den öffentlichen Wald, die Kommunen miteinbeziehen, auch dann sind wir noch weit von dem entfernt, was das Bundesverfassungsgericht fordert. Auch aus dieser Warte betrachtet, ist es dringend geboten, einen zweiten Nationalpark auszuweisen.
Vogt: Per Definition ist ein Nationalpark ein Schutzgebiet, etwas Schutzwürdiges und Schutzbedürftiges. Es ist kein Gebiet, wo wirtschaftlich gearbeitet werden sollte. Sie plädieren ja dafür, das Ökosystem Wald so naturnah wie möglich zu belassen und, wenn überhaupt, nur einzelne Bäume zu entnehmen.
Wohlleben: Genau. Und es ist übrigens eine Erzählung der Forstwirtschaft, dass in Schutzgebieten nicht gewirtschaftet wird. Dabei geht es eigentlich nur um das Ende der Holznutzung, also der Rohstoffgewinnung. Alles andere bleibt in einem Nationalpark erlaubt. Das heißt, der Nationalpark darf die Landschaft kühlen, darf für Grundwasser und für Erholung sorgen. Womit wir direkt im wirtschaftlichen Bereich angekommen sind, also das, was sich monetär auswirkt: die Erholungs- und Tourismusindustrie, die blühen auf. Ein Nationalpark schafft Arbeitsplätze. In Euros ausgedrückt ist das ein Hochleistungsbetrieb, der daraus wird. Betrachten wir mal reine Forstbetriebe. Davon wären die allermeisten ohne Subventionen gar nicht wirtschaftlich. Beim Nationalpark - wenn diese Fläche erst einmal ohne finanzielle Gegenleistung eingespeist wird - unterscheidet sich es in dem Sinne gar nicht, aber er wirft anschließend wirklich Geld ab, während das viele Forstbetriebe nicht mehr tun.
Vogt: Wie machen es denn andere Nationalparks? Was können wir von ihnen womöglich lernen?
Wohlleben: Nun, generell gesprochen: In einem Nationalpark ist das Ziel nicht Naturverjüngung, sondern natürliche Prozesse entstehen zu lassen. Von allein. Das heißt auch kein Holzeinschlag. Die Wälder dürfen wieder dunkler werden, umgestürzte Bäume bleiben liegen, bilden Hindernisse für Rehe, die da nicht reingehen. Ich habe mir das gerade im Nationalpark Unteres Odertal angeschaut: Dort wird auf Teilflächen nicht gejagt und da funktioniert das wunderbar - von ganz allein. Meines Erachtens nach kann es nicht das Ziel eines Nationalparks sein, dauerhaft Säugetiere zu schießen, die dann auch ganz nebenbei nicht mehr beobachtbar sind, weil sie einfach Angst haben.
Vogt: Und die Frage stellt sich erneut. Es ist ein ausgewiesenes Schutzgebiet. Nur was wird geschützt? Haben Sie ein Beispiel, wo Sie sagen, das ist ein Nationalpark, da wird es gut gemacht, da wird es richtig gemacht?
Wohlleben: Das weiß ich im Detail nicht, die Jagdstrategie wechselt auch bei den einzelnen Nationalparks. Beim Nationalpark Unteres Odertal ist es ganz gut gelöst worden. Da lässt man die Plantagen, die teilweise auch bestehen, zusammenbrechen. Das find’ ich super. Das ist aber nicht gut auszuhalten für die Menschen vor Ort, denn die Bevölkerung sagt dann: das ganze Holz … Das sind die Dinge, die kommen. Aber dort funktioniert es ganz gut, glaube ich. Ansonsten ist es in den allermeisten Nationalparks leider der Fall, dass dort geschossen wird. Wenn man das international vergleicht, dann muss man sagen, das geht nicht.
Holzeinschlag, Tiere schießen ... Worin unterscheidet sich dann der Nationalpark vom Wirtschaftswald? Es gibt dann ein paar Kernzonen, die sind relativ klein, aber wodurch kommt das ganze? Das kommt, weil man das alte Personal weiter in der Fläche hält, nämlich die Förster, die sagen, wir wissen viel besser als die Natur, wo es langgeht. Viele bestimmen lieber den Prozess selbst. Das ist nicht Sinn eines Nationalparks. Der Sinn eines Nationalparks ist, wir sind mal etwas bescheidener und überlassen wenigstens auf diesen wenigen Promille der Fläche – um mehr geht’s ja nicht – den Prozess sich selbst. Und dort, wo man das macht, ist es sehr schön. Aber es entspricht nicht mehr dem, was Forstwirtschaft sich von solch einer Fläche erhofft. Überall dichte Naturverjüngung, die und die Baumarten, die und die Holzqualität und da muss man sagen, stopp, das ist ein Nationalpark, da geht’s nicht um Holz!
Vogt: Und was machen wir mit den riesigen Kahlschlägen? Braucht es da nicht die Hilfe durch den Mensch?
Wohlleben: Überall dort, wo man die toten Fichten stehenlässt, kommt Wald von allein zurück. Überall dort, wo man abräumt, haben wir genau diese Probleme, die diese Leute beschreiben. Ich erkläre es gern am Beispiel Nationalpark Unteres Odertal: Egal, wo man hinschaut, es funktioniert von selbst! Außer man macht Kahlschläge, dann entfernt man die gesamte Biomasse, dann bricht der Wald erst zusammen. Pilze, Bakterien usw. haben dann nichts mehr zu fressen und sterben. Dann fahren dort Maschinen hinein, verdichten mit ihrem Gewicht die Böden, die dann kaum noch Wasser speichern und dann trocknen die Wälder im Sommer ziemlich schnell aus.
Wenn ich sie kahlschlage, dann misst man in der prallen Sonne Bodentemperaturen von teilweise deutlich über 60 Grad - da kommt der neue Wald erst recht nicht hoch. Die Flächen vergrasen und mit der Medizin, mit der man Patient:innen heilen will, bringt man selbige:n um. In dieses Gras hinein einen Wald zu entwickeln, kann problematisch werden, weil man die gesamte Fläche für Pflanzenfresser zugänglich macht - ein offenes Paradies für Rehe und Hirsche. Überall dort, wo man die Prozesse laufen lässt, funktioniert es dagegen sehr gut. Je stärker man eingreift, desto schlechter wird die Ausgangssituation. Und dann fängt man aufwendig an zu pflanzen, weil es einfach nicht mehr klappt. Der Gedanke, dass man das selbst verursacht hat, dieser Gedanke entsteht häufig nicht in den Köpfen.
Vogt: Würden Sie sagen, dass es dann einfach auch Flächen gibt, die komplett kaputt sind?
Wohlleben: Jemand, der die Flächen kaputtgemacht hat, ist gesetzlich dazu verpflichtet, dort wieder Wald entstehen zu lassen. Aber ich würde die Leute daran hindern, den kaputtzumachen. Das ist in etwa so, als würden wir über einen Totalschaden am Auto diskutieren. Ich würde lieber darüber reden, wie wir einen Totalschaden vermeiden können. Häufig gehen wir vom Worst-Case-Szenario aus - und das ist nicht der Borkenkäfer. Das ist Nadelholzanbau in Plantagen, die übrigens seit über 200 Jahren hier immer wieder eingehen, das ist nichts neues. Jetzt geht’s nur schneller. Der Klimawandel stresst das Ökosystem derart, dass nun gnadenlos alle von Menschenhand gemachten Fehler und viele Schwachstellen aufgedeckt werden. Intakte Ökosysteme sind natürlich viel resistenter als manipulierte.
Vogt: Ich frage mich, wie geht es besser und nachhaltiger?
Wohlleben: Besser geht’s von allein! Ich kenne kein einziges Beispiel, wo ein gepflanzter Wald besser ist als das Original. Das gibt es offenbar nicht. Der Beweis ist bis heute nicht erbracht worden, dass ein gepflanzter Wald stabiler und artenreicher ist oder bessere Holzerträge liefert. Und wenn das nicht beweisbar ist, was man mit hohem Input versucht, dann führt das zu einer Veränderung der gesamten natürlichen Abläufe. Dann sollte man es einfach sein lassen. Außerdem: Wir verlassen uns allzu gern auf die Aussagen der Forstverwaltung. Und dann kommt immer wieder die gleiche Frage: Wo soll das Holz herkommen? A: Ist das gar nicht die Frage, es geht erst mal nur um Resilienz und B: Resiliente Wälder können sicher mehr Holz liefern als sterbende Wälder. Es ist kein Argument zu sagen, wir müssen so viel einschlagen, weil wir das Holz brauchen und dabei das Pferd „Wald“ zu Tode reiten. Dann kommt in Zukunft noch weniger Holz auf den Markt. Das ist ein Argument, das nicht zieht, aber es wird dennoch häufig verwendet.
Vogt: Vielen Dank, dass Sie Ihre Zeit und Ihre Erfahrung mit uns teilen, Herr Wohlleben.
Wohlleben: Sehr gern. Viel Erfolg wünsche ich Ihnen für Ihr Vorhaben hinsichtlich der Ausweisung eines
17. Nationalparks für Deutschland.
Peter Wohlleben setzt sich für eine ökologische wie ökonomische nachhaltige Waldwirtschaft ein. Auf weltweites Interesse stieß sein 2015 veröffentlichtes Buch „Das geheime Leben der Bäume“. In den 1990er Jahren trieb die Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz eine ökologische Waldentwicklung voran, was den Verzicht auf Kahlschläge, Monokulturen und andere Methoden bedeutete. Im Zuge dessen begann Wohlleben, den Gemeindewald Hümmel in einen Urwald zu verwandeln. Sein aktuelles Buch trägt den Titel "Unser wildes Erbe", erschienen im Oktober 2023.